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Schulvorbereitung im Waldkindergarten

Aktualisiert: 29. März


Ein Beitrag von Michaela Hecht.

Schon einige Male wurde ich bereits von Eltern zum Thema Schulvorbereitung befragt:

„Wie läuft denn das eigentlich mit der Vorschule im Wald?“

haben sie sich erkundigt...

„Hm“ hab ich dann immer gesagt. „Eigentlich genauso wie in der Regeleinrichtung und trotzdem ganz anders!“

Seit einigen Jahren sammle ich neue Erfahrungen und mache mir immer wieder neue Gedanken zu dem Thema „Vorschule“. Ich habe mir Teile des Bildungs-und Erziehungsplans dazu gezielt durchgelesen und habe viel beobachtet - verschiedene Kinder, in verschiedenen Einrichtungen. Darunter auch Einrichtungen, in denen reine Angebotspädagogik vorherrschte und Kinder im letzten Kindergartenjahr regelrecht unter „Vorschulstress“ standen. Ebenso wie Einrichtungen, in denen keine gesonderten Angebote zum Thema Vorschule stattfanden. Außerdem habe ich mir den Begriff „Vorschulkind“ ganz genau angeschaut.


Was bedeutet eigentlich Vorschulkind oder Schulanfänger?

(baldige Schulanfänger sind sie schon irgendwie, aber dennoch mit Schule fangen sie ja wirklich erst ab der Einschulung an und Vorschulkinder wären sie ja eigentlich von Geburt an. Denn Bildung fängt ja nicht erst mit 5,6,7 Jahren an.

Bin ich denn aktuell schon Vorrentnerin? Bin ich am Donnerstag schon im Vorwochenende? Oder vielleicht Samstagabend schon mit dem Kopf beim Montag?

Wenn dies so wäre, dann könnte ich meinen Samstagabend schwer genießen. Und wenn du dich freust dass heute die Sonne scheint, dann gieß ich dir doch auch keinen Eimer Wasser über, damit du dich bereits an den Regen (vor)gewöhnst! Nun ja, so wirklich schlau wird man beim Auseinandernehmen des Wortes einfach nicht.


Trotzdem habe ich bei meinen ganzen Beobachtungen und Gedanken zu dem Thema Vorschule festgestellt: Kinder wollen lernen!


Gerade im letzten Jahr vor der Einschulung findet bei den meisten Kindern erneut ein großer Entwicklungsschub statt. Sie verändern sich nicht nur körperlich, sondern auch mental. Viele beginnen Hypothesen zu bilden, über Gott und die Welt zu diskutieren. Alte Glaubensmuster werden in Frage gestellt. Das Interesse an Zahlen und Buchstaben entsteht oder wächst weiter. Auch beschäftigen sie sich oft mit sich und den anderen: „Wie ist meine Identität und wie steht diese zum Rest der Welt?“ Diese Bedürfnisse nehmen wir in der Waldkita sehr ernst. Unsere Wichtel, so nennen wir die Kinder im (vor-)letzten Kindergartenjahr, gestalten den Morgenkreis der Wichtel und Zwerge, so heißen die Kindergartenkinder die noch mehrere Jahre bei uns sind, aktiv mit.


Der Morgenkreis eignet sich sehr gut als festes Ritual für die Bildungsarbeit. Allerdings stellt auch jede andere Interaktion und Aktivität der Wichtel bewusste Bildungsarbeit dar. Nicht nur der Kopf will lernen! Lernen ist letztendlich nur ganzheitlich möglich, mit allen Sinnen!


So hatte ein Wichtel kürzlich die Idee eine Erfinder- bzw. Entdeckerwerkstatt zu gründen. Dazu wollen wir jetzt gemeinsam mit den Wichteln Ideen sammeln. Geplant sind Experimente mit Naturmaterialien und alles was im Alltag sonst noch geeigneter weise entsteht.


Im Morgenkreis gibt es täglich kleine Wichtelaufgaben, welche auch so betitelt werden. Dazu gehören z.B. Elemente aus dem Würzburger Modell „Hören-Lauschen-Lernen“. Dabei schulen die Kinder ganz spielerisch das phonologische Bewusstheit, welches die Grundvoraussetzung für den Erwerb der Schriftsprache darstellt.




Und so kann's gehen:

Wir suchen Gegenstände in der Natur. Diese untersuchen wir gemeinsam mit den Zwergen. Wir spüren, riechen und sprechen über diese Gegenstände... Demnächst werden uns Kastanien begleiten. Diese kann man absolut vielfältig einsetzen. Unter anderem kann man sich das Wort „Kastanie“ genau betrachten. Wir hören und lauschen, wie viele Silben hat das Wort? Wie oft muss ich klatschen wenn ich das Wort ausspreche? Mit welchem Laut beginnt das Wort „Kastanie“? Auch da höre und lausche ich. Dadurch lernen die Kinder in sprachlicher oder rhythmischer Form.


Wir zählen die Kinder im Kreis. Wir überlegen, wer fehlt heute? Wie viele wären wir, wenn die fehlenden Kinder anwesend wären? Kann ich die Aufgabe mit Kastanien legen und ausrechnen? Mit welchem Laut beginnen die Namen der Kinder? Gibt es noch andere Kinder im Kreis die mit diesem Laut beginnen? Wir machen dann vielleicht eine Tagesaufgabe daraus. Findet ihr im Wald Dinge, welche mit dem selben Laut beginnen, wenn wir unterwegs sind?“


Wir benennen auch Wochentage und singen immer ein bestimmtes Lied dazu. Übrigens, es handelt sich zwar um Wichtelaufgaben, aber auch die Zwerge fühlen sich eingeladen mitzumachen und tun das auch fleißig. Als Zwerg kann man auch richtig stolz sein, wenn man schon Wichtelaufgaben lösen kann...


Ich könnte noch ewig so weiter machen,...




Ich freue mich, wenn jeder von Euch eine Art Vorstellung dazu bekommen hat, wie wir mit dem Thema „Vorschule“ umgehen. Natürlich werden wir auch zur zweiten Jahreshälfte beginnen unsere Wichtel gedanklich darauf vorzubereiten, dass sie dann nach dem Sommer Schulkinder sind. Wir arbeiten mit den örtlichen Grundschulen zusammen und werden den Kindern selbstverständlich auch erklären was eine Raute ist... immerhin werden die Kinder das in der Schuleingangsuntersuchung nun mal gefragt werden. Wenn es Termine zum Schulspiel gibt, begleiten wir unsere Wichtel zum Schnuppern und Kennenlernen in die Schule und wir stehen natürlich auch Euch als Eltern beratend zur Seite.


Auch werden wir in den letzten Wochen erfahrungsgemäß auf Grund der nahenden Einschulung öfters mal „Schule spielen“ und am Tisch Wichtelaufgaben nur für Wichtel erledigen. Kinder mögen solche Spiele wenn sie ermunternd gestaltet und freiwillig sind! Und? Noch Fragen und Anregungen zum Thema Vorschularbeit? Meldet euch gerne bei uns. Wir freuen uns von Euch zu lesen. Liebe Grüße aus dem Wald, Micha

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