Was ist Freundschaft? Wie entsteht sie eigentlich? Was bedeutet Freundschaft für mich?
Was hat Freundschaft mit "Selbstwert"zu tun? Was wünsche ich mir in einer Freundschaft?
Und was wünsche ich mir in Sachen Freundschaft für mein Kind?
Unsere Kinder machen im Kindergarten ihre ersten eigenen Erfahrungen mit Freundschaft.
Im Kleinkindalter sind Freundschaften meist etwas, das Eltern für ihre Kinder steuern und lenken. Kinder hingegen, sind in diesem Alter eigentlich nur bei sich - der Horizont reicht meist noch nicht über die eigene Person und die eigenen Interessen heraus.
Im Kindergarten verändert sich das zunehmend. Kinder finden zu sich selbst - Sympathie und Antipathie entsteht. Oft wechseln sich solche Gefühle mit rasanter Geschwindigkeit ab. "Liebe und Hass" liegen da nah beieinander und können sich von einer Sekunde zur anderen verändern.
In diesem Entwicklungsfenster (der Zeitraum lässt sich nicht zwingend am Alter festmachen) spüren Kinder wie es ist, sich über andere zu ärgern, tiefe Verbundenheit zu fühlen und auch vom Anderen enttäuscht zu werden. Sie spüren, wie es sich anfühlt zu verzeihen oder auch wie es ist, wenn der Ärger, selbst durch eine Entschuldigung, (noch) nicht verschwinden will. Ein schönes Gefühl bleibt nicht nur für den Moment, sondern überdauert manchmal auch die Zeit über den Kindergartentag hinaus. Auch Ärger und Streit bleiben manchmal länger bestehen. Hier entstehen sowohl bei den Kindern auch als den Eltern Fragen. Ratlosigkeit kommt auf.
Ist der Andere nach dem Groll nun noch mein Freund?
Wird er/sie morgen wieder mein Freund sein?
Oder ist er vielleicht nie wieder mein Freund?
Was kann ich tun, damit es wieder gut wird?
Es kommt aber auch zu inneren Strategien und Überlegungen, was wohl passiert, wenn ich den Anderen "unter Druck" setze. Folgende Sätze kann man im Kindergarten immer wieder vernehmen:
" Wenn du das (nicht) tust, dann bist du nicht mehr mein Freund."
"...dann lade ich dich nicht zu meinem Geburtstag ein."
Es passiert so viel in unseren Kindern und verschiedene Fragen lösen auch in Eltern unterschiedlichste Gefühle und Empfindungen aus. Klarheit muss her. Über das eigene Wollen und das eigene Sein. Was bin ich mir eigentlich selbst wert? Muss ich etwas tun was ich nicht will, damit der andere mein Freund ist? Wie fühlt sich das an? Macht mich das glücklich? Oder eher nicht?
Such ich mir vielleicht lieber einen Freund der nett zu mir ist?
Wie muss ich sein, damit andere mich mögen? Und - wer passt in dieser großen Gruppe an Kindern eigentlich als Freund zu mir?
„Viele Menschen werden in dein Leben kommen und es verlassen, aber nur wahre Freunde werden Spuren in deinem Herzen hinterlassen“ - E. Roosevelt.
Liebe Eltern, Hand aufs Herz - wie steht es um Euch?
Was macht es mit euch, wenn euer Kind mit solchen Gefühlen nach Hause kommt?
Was wünscht ihr euch für euer Kind? Wie geht ihr eigentlich selbst mit Freundschaft, Beziehung und auch mit Streit um?
Was denkt ihr, was braucht euer Kind, wenn es Streit hatte in der Kita?
Können wir als ErzieherInnen hierbei helfen? Was könnt ihr selbst tun, als Vorbild aber auch als RatgeberIn in solchen Situationen?
Es ist uns wichtig Euch mitzugeben:
Kinder müssen auch negative Erfahrungen und Gefühle erleben und aushalten (lernen) Auch über mehrere Tage hinweg?
Wir sagen ganz klar: Ja!
Wie Vieles im Leben ist auch das Erleben und Erlernen von Freundschaft und Beziehung ein Prozess. Wichtig für uns, sowie für euch und letztendlich auch für eure Kind ist es, WIE wir diesen Prozess begleiten.
Sprecht euch mit uns ab, wenn ihr das Gefühl habt, dass euer Kind Sorgen und Probleme in der Gruppe hat. Sprecht mit eurem Kind darüber und erinnert es daran, dass es selbst wertvoll ist, egal ob es einen Freund in der Kita hat oder nicht. Erinnert es daran, dass sich Freundschaft täglich ändern kann und die Karten jeden Morgen neu gemischt werden.
Erinnert Euer Kind daran, dass zu Freundschaft immer zwei gehören, dass jeder Freund eine frei, unabhängige Meinung haben darf, zur Freundschaft selbst und natürlich auch zu allem Anderen.
Wir als Fachkräfte begleiten IN der Kita die Prozesse wie Freundschaft und Gruppendynamik. Dennoch sind Kinder kleine Persönlichen und haben auch ein Recht darauf ihre eigenen Zu- und Abneigungen zu äußern.
Denkt immer daran: Auch ihr mögt nicht jeden. Ziel darf nicht sein, dass alle am Waldplatz Freunde sind. Trotzdem müssen wir natürlich respektvoll miteinander umgehen - Und genau deshalb ist die Kindergartenzeit eine so wichtige Zeit. Hier wird der Grundstein für späteres Freundschafts - und Beziehungsverhalten gegründet.
Lasst das mal wirken!
Und lasst uns deshalb gemeinsam unsere Kinder gut begleiten und ihnen das Beste für eingelungenes Leben und ihre Freundschaften mitgeben.
"Ein guter Freund ist wie ein vierblättriges Kleeblatt: Es ist schwierig, es zu finden, aber wenn Sie es finden, wird es Ihnen Glück bringen" - irisches Sprichwort.
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